Eine Wanderung an Freiberger Mulde und Bobritzsch

Die Wanderung beginnt in Bieberstein (alternativ auch am Zollhaus nahe des Zusammenflusses von Bobritzsch und Freiberger Mulde). Insgesamt werden es ca. 27km sein, bis man an den Ausgangspunkt zurückgekehrt ist. Besser ist es aber, den Zielpunkt in Reinsberg, im Gasthof nahe dem 4. Lichtloch des Rothschönberger Stollns zu setzen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand.

Doch zurück zum Anfang.

Entlang der Mulde flussaufwärts gelangt man zuerst zum sogenannten "Hammer". Dort überquert man die Mulde und sieht auf ein Wehr, dass das Wasser für die Energiegewinnung in den Werkhallen des Hammers staut.
Nach dem Hochwasser 2002 musste die Brücke erneuert werden. Die einstige Stahlkonstruktion, die durch die Wassermassen aus ihren Widerlagern gerissen wurde, konnte man noch Monate nach der Flut krotesk verbogen im Wasser der Mulde liegen sehen. Ein Anblick, der durchaus Respekt einflößte.

Nach der Brücke geht es links vor dem Werksgelände weiter zum Werkseingang, der einen Blick in vergangene Tage der Industriealisierung eröffnet. Dass aber Uhr und Glocke die Mitarbeiter früher zu arg gängelten, lassen 3 Gedenktafeln zum 50., 75. und 100. Firmenjubiläum dem Firmeninhaber von der Belegschaft geschenkt wurden, zumindest zweifelhaft erscheinen.
Für gute Versorgung in Pausen und nach der Schicht war wohl auch noch zu DDR-Zeiten die "Hammer Schänke" zuständig.

Weiter in Richtung Kleinvoigsberg geht es in einer Flussbiegung auf gut ausgebauten Wegen, die auch als Radwanderwege ausgewiesen sind. Es scheint hin und wieder man streifte durch unberührte Natur, ein Eindruck, den man angesichts der Bebauung und landwirtschaftlichen Nutzung außerhalb der Flusstäler nicht erwartet hätte.

Nach der Flussbiegung trifft man auf ein ansehnliches Haus, das offenbar von Künstlern genutzt wird. Einige ihrer Arbeiten kann man hinter einer Glaswand sehen.
Hinter dem Haus sind Reste der alten Kunstgrabenanlage zu sehen, die zu Zeiten des Silberbergbaus entlang der Mulde von Halsbrücke bis Obergruna angelegt wurden. In den Gräben wurde das Aufschlagwasser für die Wasserkraftanlagen (Kunstgezeugs) der Bergwerke geführt, und auf dem Wasser die Erzkähne nach Halsbrücke transportiert (getreidelt).
Diese Gräben sind während der gesamten Wanderung immer wieder zu sehen.

Jetzt entfernt sich der Weg von Fluss. Man geht rechts ein Stück weit aus dem Tal heraus und folgt dann links dem Radweg Richtung Kleinvoigsberg. Vorbei an einer Halde geht es in Kleinvoigsberg rechts zu einer Straße, die links in den Ort hinunter führt. Nimmt man sich die Zeit, vorher rechts nach oben zu gehen trifft man auf die Anlagen des "Alte Hoffnung Gottes Erbstolln". Im Ort hält man sich links Richtung "An der Wäsche". Die Bezeichnung geht, soweit ich weiß, auf eine alte Erzwäsche zurück.

Wieder an der Mulde überquert man den Fluss, hält sich rechts und folgt nach dem letzten Haus dem Wanderweg rechts, der relativ unscheinbar abzweigt, bevor der Hauptweg aus dem Tal herausführt. Wieder findet man sich auf gut ausgebauten Wegen in wunderbarer Natur. Noch vor Hohentanne, dem nächsten Ort, findet sich eine Rastgelegenheit am Weg.

In Hohentanne queren wir wieder die Mulde und folgen nach der Straße dem Weg am Fluss. Hier finden wir eines der beiden ehemaligen Kahnhebehäuser. In diesen Anlagen wurden die Erzkähne um einige Meter gehoben, um sie weiter flussaufwärts bringen zu können. Wie eigentlich alle Zeugnisse der Bergbaugeschichte entlang unserer Wanderung wird auch dieses Bauwerk mit einer Schautafel ausfühlich erklärt.

Dem Weg folgend gelangt man noch Großvoigtsberg direkt an das Gelände des ehemaligen "Churprinz Friedrich August Erbstolln" (kurz "Kurprinz"), eines der wichtigsten Silber-Bergwerke der sächsischen Bergbaugeschichte. Nachdem wir die in herrischem Stil verfassten Hinweisschilder zu den heutigen Eigentumsverhältinssen des "Kurprinz" gelesen haben queren wir zunächst den alten Kunstgraben und kurz darauf zum letzen mal die Mulde.
Weiter geht es entlang der Mulde durch Rothenfurt bis zur Altväterbrücke.

Die alte Steinbogenbrücke wurde um 1500 erbaut und diente zeitweilig auch als Aquädukt für den Münzbach-Kunstgraben, der das Aufschlagwasser f&uum;r die Grube "St.Anna samt Altväter" führte (»).
Wenige hundert Meter weiter in Richtung Halsbrücke gelangt man an das zweite ehemalige Kahnhebehaus, welches sich auf der gegenüberliegenden Seite der Mulde befindet, aber auch diesseitig findet man eine Informationstafel.

Weiter flussaufwärts, vorbei am sogenannten "Russenfelsen", der hin und wieder als Trainingsobjekt für Bergsteiger genutzt wird, nach Halsbrücke. Man kommt an "Theas Getränkemarkt" vorbei. Thea ist ein halsbrücker Urgestein - immer für einen Schwatz zu haben. Man kann direkt dort Richtung Krummenhennersdorf abbiegen (links ein Feldweg bergauf), oder einige Meter weiter an der Brücke gerade aus und dann links den Sandberg nach oben. Vorbei am VII. Lichtloch des Rothschönberger Stollns (») und der großen Esse nach Krummenhennersdorf. Dort angekommen geht es nach links auf die Dorfstraße.

Kurz vor Ortsende läd die Wünschmannmühle zum Rasten ein. Sei es im Innenhof an eiem kleinen Imbiss oder an der Bobriztsch mit der eigenen Wegzehrung. Die Mühle ist ein technisches Denkmal mit einer langen und bewegten Geschichte. Zum Mühlentag ist sie auch innen zu besichtigen.
Wieder auf den Beinen geht es links neben der Mühle auf die Grabentour, dem letzten Abschnitt der Wanderung.

Der Weg führt entlang eines Kunstgrabens, der eigens für den Bau des Rothschönberger Stollns angelegt wurde, um Aufschlagwasser für das IV. und V. Lichtloch zuzuführen. Der Graben verläuft teils unterirdisch, in sogenannten "Röschen", teils offen entlang des Weges. Das wunderschöne Tal der Bobritzsch bietet dem Wanderer ein eindrucksvolles Naturerlebnis.

Nach ca. 1,5 km gelangt man an eine kleine Steinbrücke über den Graben. Folgt man dem querenden Weg Richtung Fluss und dann ca. 50m flussabwärts, kann man einen besonderen Baum bewundern, die sogenannte Zitzenfichte. Sie hat ihren Namen von den eigentümlichen Verdickungen an jedem Astansatz, der an den Bauch einer säugenden Bache erinnert. Ihr Alter wird auf über 200 Jahre geschätzt.

Weiter entlang der Grabentour Richtung Reinsberg erreicht man die sogenannte Porzellanrösche. Ihren Namen hat sie vom nebenliegenden Stolln, in dem einst Quarzit abgebaut wurde, der in der Porzellanmanufaktur Meißen zur Glasurherstellung verwendet wurde. Die Quarzitgänge sind gut zu sehen.
Oberhalb des Mundlochs befindet sich eine Gedenktafel . Sie erinnert an die Erbauer des Kunstgrabens Obereinfahrer Ernst v. Warnsdorf (Ob.Ef Ev.W.), Obersteiger August Jobst (Ostg. A.J.), Maschinensteiger Gottfried Beier (Mstg. G.B.).

Wir folgen dem Graben bis zum V. Lichtloch des des Rothschönberger Stollns. Von der ehemaligen Anlage ist nur noch die Schutthalde zu sehen. Schachtkaue, Pulverhaus und Bergschmiede wurden seinerzeit abgebrochen und der 90m tiefe Hilfsschacht verfüllt.

Vorbei am "Tausend-Taler-Sprung" gelangt man schließlich nach Reinsberg. In Reinsberg hält man sich nach dem Campingplatz am Dörflichen Gemeinschaftszentrum rechts um zum IV. Lichtloch, dem Schlusspunkt unserer Wanderung zu kommen. Diese Bergbauanlage ist nahezu vollständig erhalten und wird als technisches Denkmal vom "Verein IV. Lichtloch" (») gepflegt.
Unweit (unterhalb des Treibhauses/Radstubenkaue rechts 100m) befindet sich der Gasthof Reinsberg, der geeignet ist, den Tag ausklingen zulassen.


Weitere Informationen:

Auf den Spuren des Erzbergbaus im Klosterbezirk Altzella

Johann Friedrich Mende - Erbauer der Kahnhebehäuser

Kavernenkraftwerk am oberen Ende des Rothschönberger Stollns